# 119
by
©
Hilmar Alquiros,
Philippines
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Hilmar Ebert, Aachen
Kombiniere ... Matt!
Lektion 4: Kasparow, der Hexenmeister
Eine besondere Faszination geht seit eh und je von Kombinationen aus, die das „Ziel aller Ziele“ im Schachspiel, das Matt, entweder zwingend verwirklichen oder doch zumindest als Idee beinhalten – als tragender Pfeiler, als glanzvolle Höhepunkte der Partie! Nun also sind wir endlich bei der lange schon versprochenen Nachspeise angelangt ... einige „kafkaeske“ Demonstrationen aus den früheren Werken des Herrn K. (unter Elo 3000):
1 Kasparow - Gawriklow 49. UdSSR-Meisterschaft / Frunse, 1981
Weiß am Zuge
2 Kasparow - Tschiburdanidse Baku, 1980
Weiß am Zuge
3 Kasparow - Marjanovic Schacholympiade / Malta, 1980
Weiß am Zuge
4 Kasparow - Begun Sokolsky-Gedenkturnier / Minsk, 1978
Weiß am Zuge
5 Larsen - Kasparow Niksic, 1983
Schwarz am Zuge
6 Karpow - Kasparow 16. Partie / WM-Kampf, 1985
Schwarz am Zuge
7 Sunye - Kasparow Mannschafts-WM der Junioren / Graz, 1981
Schwarz am Zuge |
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Lösungen:
Nr.1: 1.Sg6+! fg6: 2.Th7+ Kf8 (Ke8 3.Dg6+ nebst 4.Df7 matt) 3.Dg6: und gegen das baldige Matt ist nichts mehr zu erfinden: 3...Tf5?! 4.Dg7+ Ke8+ 5.Th8+ Tf8 6.Tf8: matt; Schwarz gab daher nach dem dritten Zug auf.
Nr.2: Schon etwas komplizierter als das erste Beispiel! Gegen die Weltmeisterin scheint Garri die folgenden Züge besonders genüsslich ausgesucht zu haben: 1.Dh3! droht, - z.B. nach 1...Db6?! - 2.h6! (c4+ 3.Kf1 Sg6 4.hg7:+ Kg8 5.Dh8+! Sh8: 6.Sg6 Kh7 7.g8D Kh6 8.Th2 matt) 1...Sg6: 2.hg6:+ Kg8 3.gf7:+ (auch 3.Th2! Lh6 4.gf7:+ Kf7 5.Dh6 genügt), und nun griff Schwarz mit 3...Kf8? zum Ende mit Schrecken (aufg., da 4.Tg7: und 5.Dh8 matt folgen würde), um den Schrecken ohne Ende zu entgehen (3...Tf7: 4.Sh6+ Kf8 5.Sf7: Kf7: 6.Dg4 Kh8 7.De6+ Kf8 8.Dd6:+ usw.)!
Nr.3: 1.Sh7:! klärt urplötzlich die Lage (1..Kh7:? 2.Dh5+), nach dem verlegenen Damenzug 1...Dd4 ist 2.Dh5 g6 3.Dh4 absolut tödlich (3...Df4: 4.gf4: würde unwesentlich verlängern): ?? 4.Sf6+! und Schwarz gab auf (4...Kg7 5.Sf5+ gf5: 6.Dh6: matt bzw. 5.Dh6+ Kf6: 6.Lg5 matt; auch 4.Sf8:+ Kg7 5.Dh6+ oder 5.Dh7+ führt das Ende genauso schnell herbei). Einfach und stark!
Nr.4: 1.Lg6:! überlässt Schwarz die unangenehme Wahl zwischen Annahme des Opfers (1...hg6: 2.De4! Lf8 3.Dg6:+ Sg7 4.Sg4!) mit einer Mattdrohung (Sf6+/Dh7 matt), die nur mittels Damenopfer abgewehrt werden kann (4...e5 5.Sf6+ Df6: 6.Df6: Lf1: 7.Tf1: und es bleibt zu wenig für Schwarz übrig) und Ablehnung: 1...Sf6?!, doch nun grub sich der Läufer um so tiefer in die schwarze Stellung ein; 2.Lh7:+! und Schwarz gab auf, da 2...Sh7: 3.De4 (3...Sf8 4.Dg4+) ebenso zum Matt führt wie 2...Kh7: 2.Db1+ Kh8 4.Dg6 (mit Dg7 matt oder sf7 matt).
Nr.5: Was ein echter Kombinationskünstler ist, der lässt seinem Gegner auch im Endspiel keine Ruhe: Während 1...Te7+? 2.Ta3! nebst Tf3: oder 1...Td3? 2.Sf3:! (2.Sc2? Sg4!) 2...Tf3+ 3.Ke2 Tf4 4.Kd3 Te4 5.Tf8! nur zum Remis führen, zwang 1...Sg4!! aufgrund der Mattidee 2.e8D? Sh2+ 3.Kh1 f2+ 4.Kh1 Te1+ 5.De1: Te1: matt zu 2.Sf3: Tf3:+ 3.Kg1(!) Sh2! 4.Tf8 Tc3, wonach Weiß aufgab. Auch 5.Tf1 Te3 nützt nichts mehr, z. B. 6.e8D Te8: 7.Td1 Te2 8.Td3+ Sf3+ (9.Kf1? Tf2 matt bzw. 9.Kh1? Th2 matt!).
Nr.6: Nach 1...De3! (droht De1+!) versuchte Karpow sein Glück noch in 2.Td3: (3 Leichtfiguren gegen Dame) 2...Tc1!! und Schwarz steht vor einer unangenehmen Wahl: nach 3.h3? Td1:+ 4.Td1: Db3: ginge eine Figur verloren, 3.Te3:? Td1:+! 4.Lf1 Te3: 5.Kg2 ist nach 5...Tb3: unerquicklich, auch nach dem findigen 3.Lc6?! (3...Td1:+? 4.Td1: Db3 5.Tf1!?) entscheidet 3...Tb1! 4.Tb1 (4.Le8: Dd3:!) 4...Dd3 sofort. Karpows Zug 3.Sb2 rettet nach 3...Df2! auch nicht mehr: nach 4.Sd2(?) gewann 4...Td1:+ 5.Sd1: Te1+ (aufgegeben) zwingend, wobei 4...Te2!! sogar noch schneller gewesen wäre! 4.Lf1? hätte auch nichts geändert: 4...Te1!! 5.Te1: Te1: 6.Sd2 Tf1 7.Sf1: Df1: matt!
Nr.7: Kasparow selbst hielt die folgende schachliche Wahnsinnsarie für die "... allerschönste Kombination, die mir je gelang ..." (Von der Zeit geprüft, S. 93): Nach 1...Sf3+! entschied sich Weiß für 2.Kf1 (Analyse nach 2.Kh1 siehe unten!), woraufhin 2...Le3:!! (3.De3:? Td1+! 4.Ke2 Te1 matt!) das Thema "Geist gegen Materie" einleitete: 3.fe3: (3.Se2?! Sh2+ 4.Ke1 Tg2: 5.De3: Sf3+ 6.Kf1 Tg1+!! 7.Sg1: Td1+ 8.Ke2 Te1 matt bzw. 8.Kg2 Tg1: matt!" Mit, wie man im Problemschach sagt, "Echomatts"!) 3...Tdg2:! Garri in seinem Element ... 4.Dc3! (4.Db6:? Th2 5.Se2 Tgg2!) 4...Th2 5.Sh2 Kh7! und nun nützte auch 6.Dc8 Th1+ 7.Kf2 nichts mehr wegen 7...Sd2! aufg.; hätte Weiß gegen die Mattdrohung 8...Tf1 matt noch 8.Sg3 versucht, hätte 8...Th2+ 9.Ke1 Sf3+ 10.Kf1 Tb2: ausgereicht. Noch unwahrscheinlicher geht es in der Analyse nach 2.Kh1: zu: 2...Le3: 3.fe3: Tdg2:! 4.Sg2: Tg3!! und mit denkbar knappem Material ist das Matt durch Schwarz zu erzwingen - gegen Th3 matt sind keine sinnvollen Züge mehr zu finden! Nach 3.Se6?! Tf2:! müsste sich Weiß auf ein (nach 4.Dc4?!) Endspiel einlassen, da nun witzigerweise auch 4.gf3:? Tf1+! 5.Kh2 ef3:!! zum Matt führt: 6.Sg5: Lf4 matt oder 6.De3: Tg2: matt; nach 4.Dc4!? aber ist 4...fe6: 5.De6:+ Kh7 6.De4:+ Tg6 7.gf3: Tf1:+ 8.Kh2 Lg1+ 9.Kh1 Lf2+ 10.Kh2 Lg3+ 1.Kg2 Tf2+ 12.Kg(h)1 Tb2: zwingend und ausreichend, da sich Schwarz aus der Fesselung befreien kann. - Ein wahres Wunderwerk! |
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# 110: Kombiniere ... Matt! (I) Aljechin, der Zauberer.
Europa-Rochade S. 17-18
X 1990
# 113: Kombiniere... Matt! (II) Von Philidor bis Euwe.
Europa-Rochade S. 6
III 1991
# 115: Kombiniere... Matt! (III) Von Botwinnik bis Karpow.
Europa-Rochade S. 3
IV 1991
# 116: Kombiniere... Matt(-scheibe!).= Korrektur zu (II) Lasker!
Europa-Rochade S. 31
IV 1991
# 119: Kombiniere... Matt! (IV) Kasparow, der Hexenmeister.
Europa-Rochade S. 20
VII 1991
# 121: Kombiniere... Matt! (V) Der berühmte Herr N.N...
Europa-Rochade S. 29
X 1991
# 122: Kombiniere ... Matt! (VI) Small is beautiful...
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XI 1991
# 123: Kombiniere ... Matt! (VII) Problemhafte Partiezüge...
Europa-Rochade S. „ER 10“ [Extra-Seiten]
XII 1991
# 126: Kombiniere ... Matt! (VIII) „Fern-Züge“ Erster Klasse.
Europa-Rochade S. 43
VI 1992
# 130: Kombiniere ... Matt! (IX) End(spiel)effekte...
Rochade Europa S. RE 16 [Extra-Seiten]
VI 1993
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Hilmar Alquiros,
The Philippines
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