Hilmar Ebert, Aachen

Mitternachtsspitzen ...

 Gegen Fritz2 (!) auf einem Pentium 90 [® Computerschach und Spiele, 3/1994, S.18/19] war eine Gewinnstellung nach 15 Zügen erreicht und prämiert worden (Axel Caro & Jens Schmidt-Wilke). Nach wenigen weiteren Zügen hatte Fritz2 aufgegeben, da er unter -10 Bauerneinheiten ge­sunken war. Da türmt sich doch eine übermächtige Frage auf ...

 Lässt sich ein so früher Sieg auch gegen Fritz3 erreichen, ebenfalls auf Pentium 90, volles Hash-Rohr!?! Und vor allem: wie geht man dabei vor, wenn man kein Turnierspieler, sondern „nur“ Problemkomponist und Problemschach-Autor ist?!? Am 10. November 1994, genau um Mitternacht (Titel!), gelang nach einigen Probeversuchen - und exquisiten St. Emilions - unter den gnadenlosen Bedingungen des Turniermodus (5-Minuten-Blitzpartie) folgendes „Kabinettstückchen“:

 1.e3(!) ... Wohlan, auf Kasparows Spuren („Anti-Fritz“, Münchner Geheimwaffe!)  1... e5  2.c4 Lb4(!?)  3.a3 Le7  4.Sc3 Sf6  5.Ld3!?! - ein teuflischer Plan beginnt!! Denn Läufer ge­hören bekanntlich gleich vor die Bauern ...  5...d6  6.Sge2 Sc6  7.b3 0-0  8.Lb2 a5  9.Tc1! b6  10.Lb1! (Linienräumung, problemschachlich genauer: „Turton“!) La6  - Fritz3 ahnt noch lange nichts Böses!  11.0-0 (kann nie schaden) Te8  11.d4! Sb8?! - Vorwärts, Kameraden, es geht zurück! -  12.Dc2! ed4:  14.Sd4: h6 (vgl. Diagramm 1):

 1

Hilmar Ebert - Fritz3 (P90/16 MB)

(nach 14...h6)

und Weiß erreicht, wie angepeilt, Gewinnstellung nach 15 Zügen!

 15.Sf5! ... auch 15.Sd5! gewinnt [Bewertung: 2.47, 13/38] mit teils analogen Varian­ten, z. B. 15...Kf8  16.Sf5 Sd7 usw.  15... Lb7(?) - auch 15...c6(!) 16.Se2! [2.47, 13/13] läßt kein Kraut gegen das weiße Eindringen finden: z. B. 16...Dc7 17.Sg7: Sd7  18.Se8: -  16.Sd5! ... [3.69, 17/17]  16...Ld5: 17.cd5: g6(?) - zäher, doch aussichtslos: 17...Sbd7(!)  18.Sg7:! Lf8(!) [4.09, 15/41] - 18.Sh6:+ Kf8  19.Sf7: und Fritz3 gibt auf (fühlbar zerknirscht! - Diagramm 2), da wiederum bereits unter -10 Zählerlein abgeglit­ten (19...Dd7(!)  20.Dg6: Ld8  21.Sd8: Dg7(!)  22.Dg7: Kg7:  23.Tc7:+ Kf8  24.Lf6:! möge verdeutlichen, warum!).

2

(nach 19. Sf7:! - aufg.)

 Nach 19...Kf7:? darf der Problemkomponist in sein heimisches Gefilde eintreten: 20.Dg6:+! (= Matt in 6!) Kf8  21.Dh6+ Kg8  22.Lh7+ Kf7(!) (Kh8  23.Lf5+! Kg8  24.Le6#) 23.Dg6+ Kf8  24.Lg8! (droht Df7#) 24...Sg8:  25.D/Lg7# bzw.

21...Kf7  22.Lg6+ Kg8  23.Lf6: Lf6:  24.Dh7+ Kf8  25.Df7#

 Well - 15 Züge: wer versucht’s demnächst gegen Fritz4 und Fritz5 ...?!

     P. S.:

Was wird Garry dazu sagen?!