# 128 by
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Hilmar Alquiros,
Philippines
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Hilmar Ebert, Aachen
Die „Twilight Zone“ des Problemschachs Matt in genau n Zügen!
Die zwar schon seit langem einschlägig bekannte, aber in ihren kreativen Möglichkeiten noch keineswegs erschlossene Bedingung „Genau“ oder „Exakt“ kann auf vielerlei Forderungsarten angewandt werden (z.B. Hilfsspiele, Selbstspiele etc.). Falls aber in einem orthodoxen, direkten Mattproblem „Matt in exakt n Zügen“ verlangt wird, liegt in gewisser Weise ein „Märchen“ vor, andererseits ist der Charakter doch weiterhin recht orthodoxer Natur: Es gelten nur die üblichen Regeln, überdies sollten die in weniger als n Zügen erspielbaren Matts möglichst ebenfalls problemschachlich von Relevanz (und dualfrei!) sein und somit auch quasi „Satzspiel-Charakter“ zur Exakt-Zügezahl besitzen! Ein faszinierendes Zwischenreich entsteht so zwischen orthodoxem und heterodoxem Problemschach: Inhaltliche und formale Effekte lassen sich ähnlich wie in anderen Mehrphasigkeiten (insbesondere analog zum Zugwechsel) entdecken. Die Geheimnisse dieser Zone zwischen Wirklichkeit und Virtuellem (hier aber voll als Lösung respektiertem „Verführungsspiel"!), – diese „Twilight Zone“ des Problemschachs also wollen wir in einigen wenigen Stücken berühren: Vielleicht gelingt es uns, die "Welt des Unerklärlichen" schrittweise zu "klären", das Schattenreich der Matts jenseits des Matts ... ein wenig aufzuhellen?! In Nr.1 liegt gewissermaßen ein vierzügiger „Satz“ zur fünfzügigen Lösung vor: Das „Satzmatt“ (quasi Satzspiele mit weißem statt schwarzem Beginn!) ist nicht aufrechtzuerhalten, mehrere andere Mattbilder fächern sich nach dem - aus der Pattstellung notwendigerweise! - fluchtfeldgebenden Schlüssel auf.
1 Hilmar Ebert Die Schwalbe, 1991
Exakt-Matt in 5
Ein formales Element soll dagegen in Nr.2 verdeutlicht werden: Damals lag hier der bisherige Rekord hinsichtlich der Zügezahldifferenz vor! Während die Probleme Nr.1,3,4 und 5 voll computergeprüft sind, liegt hier bislang "nur" eine Prüfung mittels "Sidebadix" vor – aber eine Nebenlösung in der Brettmitte erscheint überaus unwahrscheinlich, nicht wahr? 2 Hilmar Ebert Feenschach, 1991
Matt in frühestens mehr als einem Zug?
Nr.3 ist ein berühmtes, großartiges Beispiel für mehr als zwei Zügezahlen gleichzeitig, also die Mehrfachnutzung der Exakt-Bedingung, mit der herrlichen Idee, die vier Umwandlungen zur Erzeugung der unterschiedlichen Zügezahlen zu verwenden – ein Klassiker (Dickins & Hilmar Ebert / 100 Classics of the Chessboard, Nr. 87).
3 K. Hannemann Dagens Nyheder, 1933 FIDE-Album 341.
Exakt-Matt in 1 / 2 / 3 / 4
Aber leider zeigt der untrügliche Alybadix Duale, auch im Hauptspiel mit Springerumwandlung auf! Mit den üblichen Mitteln lässt sich dieser Makel nicht beseitigen; auch Hans Gruber hatte diese Duale etwa zur gleichen Zeit entdeckt (!) und als kaum reparabel konstatiert! Stimmt auch im Prinzip, allenfalls mit erheblich mehr schwarzem Material waren schließlich die lästigen Duale zu beseitigen – Nr.4 –, wobei der geneigte Leser bei eigenen Versuchen und Evtl. Alybadix-Prüfungen beachten sollte, daß die kürzeren Lösungswege jeweils extra in der maximalen Zügezahl überprüft werden müssen! Wer findet eine einfachere Korrektur?! 4 K. Hannemann Dagens Nyheder, 1933, FIDE-Album 341. Version: Hilmar Ebert, Urdruck
Exakt-Matt in 1 / 2 / 3 / 4
In Nr.5 die Vierfachsetzung (1 bis 4 Züge) ohne AUW vorgestellt (die Vermeidung von Dualen ist ohne AUW-Trick eher noch schwieriger!) – mit zwei inhaltlichen Lösungspärchen (a/c und b/d), Mattwechsel, Selbstverstellung, Tempozügen und Verführungselementen – in Miniaturform! „Unerklärlicherweise“ ist die Stellung in 5 Zügen wiederum unlösbar ... 5 Hilmar Ebert Feenschach, 1991 Hans Gruber zum 1.-4. Advent gewidmet!
Exakt-Matt in 1 / 2 / 3 / 4
Nr.6: griff die Rekordfrage des Verfassers (in Nr.2) auf und steigerte die Differenz der Zügezahlen auf 15, für Wenigsteiner vermutlich das theoretische Maximum; behält bei 5 oder mehr Steinen eine weitere Steigerung für relativ „simpel“! 6 Bernd Ellinghoven Problemkiste, 1992 Motto: L'Art Frambois
Exakt-Matt in 1 / 16
Reiche Schätze liegen in der „Twilight Zone“ vergraben – vielleicht sollten wir sie gemeinsam „zutage“ fordern - pardon: fördern! - z.B. in einem Thematurnier?! |
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Lösungen:
Nr.1: a) * 1.Tc2! Kd3 2.Se3 Kd4 3.Sf5+ Kd3 4.Le4#; b) 1.Kg5! Ke5 2.Sc7 Kd6 3.Kf6 Kd7 4.Se6 Ke8/Kd6 5.Lc6#/Td3# (2...Kd4 3.Sb5+ Ke5 4.Te3#!), 1... Ke4 2.Sc7+ Ke5 3.Sb5 Ke6 4.Tc7 Ke5 5.Te7#, 5 Mattbilder!
Nr.2: a) * 1.Td5#; b) 1.Kc2! Ke3 2.Sb5! Ke4(!) (2...c3? 3.Kc3: Ke4/Ke2 4.Sd6+/Tf6 ... mit Matt im 8.Zug) 3.Sd6+ Kd4 4.Kd2! - und dieses Vorspiel ermöglicht nun: 4...c3+ 5.Kc2 Ke3 6.Kc3: Ke2 7.Sc4 Kd1 8.Te5 Kc1 9.Te1# bzw. 7...Ke1 8.Kd3 Kd1 9.Tf1#, während 2...Ke2? 3.Kc3 Ke3 4.Sd6 Ke2 6.Te5 usw. einfach eine Abkürzung erlauben würde.
Nr.3: a) 1.e8D!#; b) 1.e8T! Kd7 2.Te7#; c) 1.e8L! d5 2.Kc6 d4/de4: 3.Ld7#; d) 1.e8S! Kd7 2.Sg7 d5 3.e5 d4 4.e6# (Dual: 2.Sc7!), 1...d5 2.Kc6 -bel. 3.Sg7# AUW (Dual: 2...d4 3.Sg7#/Sc7#).
Nr.4: a) 1.d8D!#; b) 1.d8T+! Kc7 2.Td7#; c) 1.d8L! c5 2.Kb6: cd4:/c4 3.Lc7#; d) 1.d8S! Kc7 2.Sf7 c5 3.d5 c4 4.d6#, 1...c5 2.Kb6: -bel. 3.Sf7# - AUW ... dualfrei!
Nr.5: a) 1.Te6#; b) 1.Sf3+! Kf5 2.Le4#; c) 1.Tc6! Kd5 2.Lb7! Ke5 3.Te6#; d) 1.Se2! Kf5 2.Sf4 Ke5 3.Sd3+ Kf5 4.Le4# und nicht etwa 1.Tc6?! Kd5 2.Lb7 Ke5 3.Sf3+? (Kf5? 4.Lc8!#) 3...Kd5! (4.??); Vierfachsetzung 1/2/3/4 ohne AUW!
Nr.6: 1. d8T+! Ke7 2.Ta8 Kd6 3.Ta2: Kc5,Kd5 4.Kf5 Kd4 5.Ta4+ Ke3 6.Te4+ Kd3 7.Kf4 Kd2 8.Te3 Kc2 9.Kf3 Kd2 10.Kf2 Kc1,Kd1 11.Te2 Kd1,Kc1 12.Ke3,Ke1 Kc1,Kb1 13.Kd3,Kd1 Kb1,Ka1 14.Kc3,Kc2 Ka1,Ka2 15.Kb3,Te3 Kb1,Ka1 16.Te1#,Ta3# bzw. 5...Kd5 6.Te4 Kd6 7.Te5 Kd7 8.Te6 Kc7 9.Kf6 Kd7 10.Kf7 Kd8,Kc8 11.Te7 Kc8,Kd8 12.Ke8,Ke6 Kb8,Kc8 13.Kd8,Kd6 Ka8,Kb8 14.Kc7,Kc6 Ka7,Ka8 15.Te6,Kb6 Ka8,Kb8 16.Ta6#,Te8# mit 2 Echopaaren! ![]()
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# 128: Die „Twilight Zone“ des Problemschachs...
Matt in genau n Zügen!
Die Schwalbe (138), S. 161-162
XII 1992
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Hilmar Alquiros,
The Philippines
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