# 435: © 2019 Hilmar Alquiros, Philippines

 

 

 

Writing      Schreiben

 

Prologue

Prolog

In 1968 (!) at the university library of psychology, with fellow students:

Im Jahre 1968 (!)  Universität, Psychologische Bibliothek, mit Kommilitonen:

 “What do you want to do later...?

„Willst'n machen, später ...?!“

 Write books.” (roars of laughter).

 „Bücher schreiben.“ - (Schallendes Gelächter).

 “And about what...?

„Und worüber so ...?!“

 Mainly about scholarly fields... with honest competence. (Raging laughter).

 

„Hauptsächlich über Sachgebiete ... mit ehrlicher Kompetenz.“ (Tobendes Gelächter).

 

Logos

Logos

 Twenty-five years later, after a few detours... qualifications, illnesses, rattling chains; in my study, alone: WRITING

25 Jahre später, nach einigen Zwischenstationen ... Kompetenzen, Krankheiten, Kettenrasseln; Studierzimmer, allein:

 WRITING – turning the unwritten right of existence into a written, certified law!

 Schreiben - das ungeschriebene Recht des Da-Seins zum … geschriebenen, verbrieften Recht machen!

 Writing also as self-prescription: writing myself into health instead of being written off as sick, making the desire to write my mouthpiece.

 Schreiben auch als Selbstverschreibung: mich gesund schreiben, statt mich krank schreiben zu lassen, die Schreiblust zum Sprachrohr machen.

 Might I even take it as a confession of faith in myself? To make a profession of what was so hard-won, set down as a written reminder to myself? A brief but telling glance at English: “to shrive” (etymologically linked to German schreiben) still means “to hear confession.”

 Does some mysterious part of me wish to tally up silent guilt a second time? Writing as inner dialogue: a consultation with the reality I must lay bare. Yet in the end, I seek more than expression—I seek address and advocacy in the encounter with the reader

 Language as the writing-out of inner speech, a way to escape speechlessness: from the solitude of my inner language island, I will try to build a bridge to the mainland of shared linguistic space, granting myself the writing time necessary to do so.

 Möchte ich es vielleicht sogar als ein Mich-Bekennen auffassen? Bekenntnis ablegen vom so mühevoll Erkannten als Mahnschreiben an die eigene Adresse? Ein kurzer, aber verräterischer Seitenblick ins Englische: to shrive bedeutet bis heute noch „die Beichte abnehmen“!

 Will ein geheimnisvolles Etwas in mir die ach so stumme Schuld mit doppelter Kreide schreiben? Schreiben als innere Zwiesprache: Rücksprache mit meiner zu enteignenden Wirklichkeit, letztendlich aber suche ich mehr als bloßen Ausdruck, vielmehr die An- und Fürsprache in der Begegnung mit dem Leser.

 Sprache als inneres Sprechen ent-schreiben, um der Sprachlosigkeit zu entgehen: Von der Einsamkeit der inneren Sprachinsel werde ich versuchen, eine Brücke zu schlagen zum Festland des Sprach-Raumes, mir dabei die gebührende Schreib-Zeit schenken.

 I must LEARN to embody my own writing power, to discover my own nouns, and to become my own personal, meaningful pronoun: to mirror indomitable insights in the grammar of the mind.

Lernen muss ich, die eigene Schreib-Kraft zu sein, zu eigenen Hauptworten zu finden und mein eigenes urpersönliches, sinnfragendes Fürwort zu werden. Unbeugsame Einsichten reflektieren in der Grammatik des Geistes.

 The phonetics of the soul as the sound of subtle sensations... the inner voice, Meister Eckhart’s tiny spark of the soul, longs to reveal my unique perception.

 Die Phonetik der Seele als Lautlehre von den leisen Empfindungen ... die innere Stimme, Meister Eckharts Seelenfünklein, möchte meine unverwechselbaren Wahr-Nehmungen ausplaudern.

 Will the step from mere scribbling to true description succeed? Can I grow from a scribbler into a writer? Am I able to free myself from linguistic inertia and move toward the proclamation of incomparable forms of language? In short: can I transform the traits of my self into logotypes...?

 Wird der Schritt von der bloßen Schreiberei zur Be-Schreibung gelingen, kann ich vom Schreiberling zum 
Schriftsteller 
gedeihen? Vermag ich mich vom „Sprachfehler der Untätigkeit“ zu befreien, hin zur Verlautbarung unvergleichlicher Sprachgetüme, kurzum: meine Wesenszüge in Schriftzüge zu verwandeln ...?

 What is still written in the stars flashes before my inner eye as a future “etymology” of unfolding—more than that, as a model of my responsibility. It is also about learning to write finely what is felt between the lines, for as the proverb says: once written is as good as ten times read...

 Was noch in den Sternen geschrieben steht - es blinkt mir gleichsam als künftige „Etymologie“ der Entfaltung vor dem inneren Auge, mehr noch: als Vor-Bild meiner Verantwortung. Das zwischen den Zeilen Empfundene „erlesen“ schreiben lernen, auch darum geht es - denn wie sagt das Sprichwort: Einmal geschrieben ist so gut wie zehnmal gelesen ...

 The meaning of all efforts to approach the mystery can only lie in the constant attempt to demythologize it—to render it cultivable. To open new fields without letting the old ones wither; to mature through writing toward a final understanding: maturity is insight into the necessity of insight! I want to set down written signs in a world where understanding is still written small: signs against hunger, for peace, against war, for love.

 Der Sinn in allem Bestreben, sich dem Geheimnis zu nähern, kann nur im fortwährenden Versuch liegen, es zu entmythologisieren, um es urbar zu machen. Neue Äcker anlegen, ohne das bisherige Feld verkümmern zu lassen; schreibend heranreifen an das end-gültige Verständnis: Reife ist Einsicht in die Notwendigkeit der Einsicht! Schrift-Zeichen will ich setzen in einer Welt, in der Verständigung noch immer kleingeschrieben wird - gegen den Hunger, für den Frieden, gegen den Krieg, für die Liebe.

 Must one remain silent about what cannot be spoken? And what one can no longer keep silent about—must one write? Speaking is silver, silence is golden, but writing is platinum! To walk the path of writing, bounded only by one’s own conscience—gentle yet insistent, resonant in tone yet unyielding in its stance. The Zen koan of writing is: to be silent without being silent.

 Worüber man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen?! Worüber man nicht mehr schweigen kann, darüber muss man schreiben ... Reden ist Silber, Schweigen ist Gold, Schreiben ist Platin. Den Weg des Schreibens gehen, nur vom eigenen Gewissen begrenzt - sanft, aber aufdringlich, eingängig im Ton, knallhart in den Stellungnahmen. Das Zen-Koan des Schreibens lautet: schweigen, ohne zu schweigen.

 LANGUAGE IS THE HOUSE OF BEING (Heidegger)... and writing, if it succeeds, may be the handrail on the staircase that perhaps leads us to the inner roof terrace—with a clear view of the Hanging Gardens of Timelessness...

 

 Die Sprache ist das Haus des Seins (Heidegger), ... und das Schreiben mag, so es nur glücken wird, das Stiegengeländer sein, welches uns vielleicht zur Dachterrasse geleiten wird, mit freiem Blick auf die Hängenden Gärten der Zeitlosigkeit ...

 

Epilog

Epilog

 A few years later, IN LIMBO, with my fellow 68ers:

 Noch ein paar Jährchen später, Vorhölle, mit den 68er-Kommilitonen:

 “What did you do back then...?” –

 „Hast'n so gemacht, früher ...?!“ -

 “Wrote books.” (resounding laughter).

 „Bücher geschrieben.“ - (Schallendes Gelächter).

And about what...?” –

 „Und worüber so ...?!“ -

 “Mainly scholarly fields... with honest competence.” (infernal laughter).

 „Hauptsächlich über Sachgebiete ... mit ehrlicher Kompetenz.“ (Infernalisches Gelächter).

 

[

[

 

 

 

© by Hilmar Alquiros, The Philippines  Impressum Data Protection Statement / Datenschutzerklärung 

 

 

û