# 196 by © Hilmar Alquiros, Philippines

 

 

Hilmar Ebert, Aachen

 

Early Helpmates … mit Rochade!

 

 Im neuen Jahrtausend soll nun endlich (etwas verzögert[1])  he-chess 04 erscheinen: Early Helpmates – das Hilfsmatt von den Vor-und Frühformen und Max Langes und Sam Loyds Geniestreichen an über sämtliche auffindbare Stücke im 19. Jahrhundert (viele Neuentdeckungen, Analysen und Geschichten am Rande!) und die Anfänge im 20. Jahrhundert – bis zur Explosion im Jahre 1922 aufgrund des Chess Amateur-Turniers durch Dawson.[2]

 Welches waren eigentlich die ersten Hilfsmatts mit Rochade in irgendeiner Form?! Wir begrenzen uns hier auf drei Appetithappen: Das früheste Stück wurde im ersten Hilfsmatt-Turnier im legendären Dubuque Chess Journal zunächst unter „Old Dan Tucker“ (als anonymem Einsendungsnamen) 1873 (!) publiziert – noch in der damals üblichen nicht auf Schwarz normierten Form (Ke1 – Kf8 Ke1 Ta1 Sb2 Ld2 Ba2 – Kf8 Lh7 Ba3 a5) als Hilfsmatt in (wie alle frühen Hilfsmatts!) drei Zügen: „White to play so Black can mate in three moves.“

 

Nr. 1 – der Uranfang:

Ohne Autorenangabe

 “Old Dan Tucker.“

Dubuque Chess Journal II 1873 S. 79 Tourney Five, No. 43.

= Theophilus A. Thompson

66. Chess Problems + 1873 S. 37 in: Dubuque Chess Journal I 1874

h#3  C+

 

 „Collection“ gab Fuhlendorf (dort Nr. XII) in der ersten kleinen Kompilation früher Hilfsmatts (auch die Niemann-Sammlung repräsentierte noch diesen Stand der Forschung!) als Quelle an, aber der Titel des Buches ist „Chess Problems“ (... „by Theophilus A. Thompson“) [zit. auch in Dubuque Chess Journal I 1874].

 

 “1 B S 4 +  P x B 

  2 S Q 2  P S 6 

  3 castles  P mates.“ (S. 58-59)

 

In heutiger Diktion: 1.Lb5+ ab5:  2.Sd7 b6  3.0-0-0! b7#. Matt durch den Bauern nach großer Rochade. Ein Lächeln huscht über unsere Lippen, aber immerhin: es blieb korrekt – was vielen frühen Hilfsmatts nicht gelang.

 

Danach wurde das Rochademotiv im 19. Jahrhundert nicht mehr aufgegriffen (!) – außer in einem listigen Stück mit Faschingsschach-Charakter (wiederum ursprünglich farbvertauscht  (Kd6 Tb5 Bb7 e6 – Ke8 Ta8 Ld7 Sc6). Diesmal hieß die genaue Formulierung der Forderung:

 Black, with White’s assistance, is mated in two moves. The White Rook has just moved.[1]

 Schon damals wurde also den definitorischen Schwachstellen in den FIDE-Regeln auf die Finger geschaut!

 

Nr. 2 – der erste Hilfsmatt-Scherz:

Charles D. [Dealtry]  Locock

Knowledge I 1898

[zit.: 120 Chess Problems Nr. 118, S. 120]

h#2 (Korrektur: Tb6 ® b4)

Der weiße Turm hat gerade gezogen

 

(bei Fuhlendorf nicht enthalten; bei M. Weiss, „64 Schach-Scherze“, Nr. 42, S. 48, „Capriccio“ genannt).

 

Wie deckt Weiß das Feld c4?!

 Die Lösung lautete (1.ba8:=sT!! „This being a new Rook, which has never moved, White is of course entitled to Castle.“[2]  0-0-0  2.Lc5 Le8#), heute : 1.ba1:=wT!! 0-0-0  2.Tc4 Le1# - Ein Scherzproblem also:  nach der Umwandlung in einen weißen (!) Turm ist die Rochade wiederum erlaubt, da dieser Turm noch nicht gezogen haben muß ... Ganz im Sinne des guten alten Hans Klüver!

 Der Cook: 1.Kd4 Ta5  2.Tc4 Td5# (DL) wird mittels Tb4 ® a4 dualfrei, die völlige Korrektur (he) erreicht übrigens nicht sLb5 (statt Tb4) wegen 1.Kc2 Se2  2.Ld3 Sd4#, sondern Da2 statt Tb4 (C+)!

 

 Das zweite „normale“ Hilfsmatt schließlich ist genau das erste, das Hans Gruber und ich nach vielen Tagen in der Königlichen Bibliothek in Den Haag für das neue Jahrhundert aufspüren konnten:

 

Nr. 3: Das erste Hilfsmatt des 20. Jahrhunderts ...

(... und rätselhafterweise das einzige des ganzen Jahrzehnts!!)

 

Eduard H. E. van Woelderen,

te Rotterdam.

Tijdschrift van den Nederlandschen Schaakbond I 1903 S. 22

“Opgedragen aan den Nederlandschen Schaakbond ter gelegenheid

van het tienjarig bestaan van zijn orgaan.”

*No. 1205. Schertsprobleem.

Zwart begint. Met welwillende hulp

van Zwart geeft Wit dan in 3 zetten mat.

h#3  C+

 

 Hier Schertsprobleem genannt, aber orthodox:

1.Da7 ba7:  2.0-0-0 a8D+  3.Tb8 Dc6:#

 Wieder die lange Rochade. Erstes Stück des 20. Jahrhunderts und erstes mit einem Umwandlungsstein in der Anfangsstellung. Die an sich unnötige schwarze Dame auf c6 sollte zu jener Zeit die Schwierigkeit des Lösers erhöhen („Wiesel“); nach heutigen Ökonomiegesichtspunkten genügt auch auf b8 ein schwarzer Läufer. In der Originalquelle lagen uns keinerlei Lösungsangaben vor, jedoch (S. 23) der folgende Einleitungstext[3]:

 

 En Nr. 1205! Vroeger componeerde de Heer van Woelderen ook gaarne direkte matten - in den wedstrijd voor bondsleden in ’92 behaalde jih o.a. den 2den prijs 2zetters en de 1ste eerv. verm. 3zetters (zie jaarg. ’93) - in den laatsten tijd wijdt hij zich bij voorkeur aan schertsproblemen. Als zoodanig vind ik Nr. 1205 weder eenig! Bij de toezending schreef hij mij er bij: “Zwart will gaarne in 3 zetten mat zijn.” “Welnu,”, zegt Wit, “als je mij een handje helpen wilt, dan zal ik je dat genoegen verschaffen. Begin jij maar!” Ik heb nog een probleemscherts van den Heer van Woelderen in petto, dien ik weldra hoop te publiceeren, in de verwachting dat deze mijn lezers goed zal bevallen.

 

Falls jemand weitere Hilfsmatts mit Rochade vor 1904 kennt, sind wir (he & HG) besonders vor der Drucklegung (ca. Sommer 2000) dankbar!

 

Herzlichst, Ihr

h.e.

(alias h.k. = hilmar klaus – aber das wäre ja mit Hans Klüver zu verwechseln ... h.e. bleibt somit mein Künstlername!)

 

*

[1] Die Silver Bell Chapel in Las Vegas hatte für Annette, der bereits he-chess 03 gewidmet war, und mich unbedingten Vorrang!

[2]  ca. 450 S.! Ermäßigte Vorbestellungen auschließlich an: H. Klaus, Nizzaallee 26, D-52072 Aachen.

*

[1] ... mit der Vorbemerkung vor der Aufgabengruppe, die auch dieses Stück enthält: „In the four concluding puzzles a „liberal interpretation“ of the code of laws in use some time ago is permitted.“

[2] „Da dies ein neuer Turm ist, der noch nie gezogen hat, ist Weiß natürlich berechtigt zu rochieren!“

[3] ... den ich als Grenzlandbewohner (seit 15 Jahren Wahl-Aachener) dem sympathischen und schachbegabten Nachbarvolk zu Ehren auf holländisch zitiere! (he)

 

 

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