# 131
by
©
Hilmar Alquiros,
Philippines
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Hilmar Ebert, Aachen
Humorvolle Endspiele
Rochade Europa S. 5, VIII 1993
Die Kunst der Studienkomposition brachte schon Tausende von Meisterwerken an Einfallsreichtum, logischer Stringenz und ästhetischer Ausstrahlung hervor. Und ab und zu gelingt es dem Komponisten sogar, eine erfrischende Prise Humor hinzuzufügen! Von witzigen Stellungsmustern und lustigen Zugfolgen reicht die Palette der folgenden Spezialauswahl bis hin zu strategischen Stücken, die geradezu jene souveräne Heiterkeit Mozartscher Prägung fühlen lassen ... h.e./10.5.1993
1 C. J. Morse 5452. EG (Endgame), 1978
Remis
2 L. I. Kubbel Schachmatny Listok, 1922
Gewinn
3 W. Korolkow Schachmaty wSSR, 1940
Gewinn
4 J. Fritz 1. Preis Gazeta Czestochowska, 1974 (Version)
Gewinn
5 W. W. Nowiko Ehrende Erwähnung "64", 1930
Gewinn
6 B. N. Sidorow 2. Preis Schachmaty (Riga), 1985
Gewinn 7 R. Kassai 1.Ehrende Erwähnung Wettbewerb von Wengrij, 1959
Schwarz am Zuge, Weiß gewinnt
8 A Wotawa Deutsche Schachzeitung, 1936
Gewinn
9 A. Doluchanjan, G. M. Kasparjan & W. Korolkow 1.Lob Turnier des Schachklubs WZSPS, 1938/39
Gewinn
10 G. M. Kasparjan 4.Preis Schachmaty wSSR, 1935
Gewinn
11 W. Korolkow 2. Ehrende Erwähnung Allruss. Komitee f. Körperkultur und Sport, 1953/54
Gewinn
12 G. M. Kasparjan 2. Preis Tschigorin Memorial, 1949 (3. Pl. UdSSR-Kompos.-Meisterschaft, 1952)
Remis
Lösungen:
1) Weiß opfert erst einmal sein letztes Hab und Gut: 1.Dc3+! Dc3:+ 2.Ka3 b4+ 3.Ka4 b5+ 4.Ka5 b6+ 5.Ka6: -bel. patt! (1.Ka3? Dg1!); Schwarz wehrt sich dreimal hintereinander erfolglos gegen die weiße Selbstpattstrategie.
2) 1.Sc6! Ein Opfer zwecks Zeitgewinn für den Läufer (1...a2? 2.Bb4+! K-bel. 3.Ba2:) 1...Kc6: 2.Lf6 Kd5 und nun folgt einer der paradoxesten Züge der Schachgeschichte: 3.d3!!! a2 4.c4+ Kc5 (4...dc3: e.p. 5.Lc3:) 5.Kb7! a1D 6.Le7 matt (5...K-bel. 6.Ld4:) und die Dame schaut machtlos zu.
3) 1.Tg1! (droht: 2.Ld7 matt) 1...Dg4 2.lg4:! und Weiß opfert gerade den mattdrohenden Stein - 2...hg4: 3.Tc1! um nun 4.Tc4: matt zu drohen! 3...c3 4.Td1! d3 5.Te1 e3 6.Tf1 f3 7.Tg1 g3 8.Th1 h3 9.Th3: - bel. 10.Th4 matt; 6 "Regentropfen-Bauern". Verführungen: 1.Tf4:? Dg4! (2.Lg4: hg4: 3.Te4: Ta1,2...) und Schwarz gewinnt bzw. 1.Tg2? Dg4 2.Tg4:?! (2...hg4:? 3.Ld7 matt) 2...Ta2!! und Schwarz gewinnt: 3.Tg2 Tb2:! 4.Tb2: Ka3 usw.
4) 1.Ta4+! Ka4: 2.ab3:+ Kb5 (2...Kb3:? 3.Th3+!) 3.bc4:+ Kc6 4.cd5:+ Kd7 5.De6:+ Ke7 (5...K-8? 6.Th8+!) 6.Lf8+ Ke8 (6...Kd8 7.Td1+!) 7.ef7:+ Kf7: 8.Th7+ Kg8 9.Tg7+ und Weiß gewinnt (9...Kf8: 10.Tg2:) mit Turmopfer und 5-facher Bauerntreppe! 2...Kb4 3.Lf8+ führt nach 3...Kb5 4.bc4:+ usw. zur Hauptvariante und 1.Lf8?! scheitert einfach an 1...gh1:D!, während jedoch 1...Ka2? hier nicht genügte: 2.Ta4+ Kb2 3.La3+ Ka2 (3...Kc2?? 4.Tc1 matt oder 3...Kc3 4.Th3+ nebst 5.Kf2:) 4...Lf8 mit Zugwiederholung!
5) 1.Kc1! g4 2.h8S! g3 3.Sg6 fg6: 4.f7 g5 5.f8S! g4 6.Se6 de6: 7.d7 e5 8.d8S! e4 9.Sc6 bc6:(!) 10.b7 c5 11.b8S! und Weiß kommt rechtzeitig zum Zuge (11....c4 12.Sa6(c6) c3 13.Sb4 matt); hier wird der Humoreffekt durch Häufung erzielt: 4-fache Springerumwandlung! Keineswegs würde 4.e4? genügen: 4...g5 5.e5 g4 6.e6 de6:: 7.d7 e5 8.d8S e4 und Weiß ist gezwungen, mittels Schlag des Bauern pattzusetzen: 9.Se6 ... 11.Se2:, da z.B. nach 9.Sf7 (auch 9.Sc6 bc6: ist nicht besser) 9...e3 10.Sd6 e2 11.sb5 (droht 12.sc3 matt) Schwarz als Sieger hervorgeht (11...e1D matt).
6) 1.g8s! Tf1 2.a8s! Tf3+(!) 3.Kg4! Tg3+(!) - denn 3...e3?? 4.sf6 matt - 4.Kh4! Tg4+(!) 5.Kh5! und Schwarz kann das Matt nicht mehr verhindern, z.B. 5...Tg5 6.Kh6 Th5+ 7.Kg7 Tg5+ 8.Kf7 Tf5+ 9.Ke8 sa6 und Weiß nutzt die Überlastung des sc8 aus (10.sb6+ sb6: 11.se7 matt) - die Kegelstellung ausnahmsweise in der Studie! Die Eindeutigkeit der weißen Züge wird durch gezielten doppelten Schachschutz erzeugt (2.Lf1:? Lf1:+!). Die umgekehrte Reihenfolge der beiden Springerumwandlungen ist nicht gleichwertig: 1.a8s Ta7! 2.g8s Th7+ 3.Kg4 Le2+ (4...d3!) bzw. 3.Kg3 Le1+ nebst 4...c3!.
7) Auch fast eine Kegelstellung: 1...Da2+(!) 2.Tc4 Dd2+ 3.Ld4 Dg5+ 4.De5 (4.e5? Dg2 matt) 4...Dd8+ 5.Td6 Da8+ 6.c6 Da5+ 7.Lc5! Dd2+ 8.Dd4! Dg5+ 9.e5 Dg2+ 10.De4 Dd2+ 11.Dd3+!! und Weiß gewinnt nach dem schwarzen Damenkarussell mittels Damenopfer! (11...Dd3:+ 12.Ld4! Df3+ 13.Kc5 Da3 14.Kb5 Db3+ 15.Tb4 Dd3 16.Kb6 usw. ); 7.Tc5? Da2+ und Remis durch Zugwiederholung.
8) Humorvolle Thematik: 1.a4+! Ka4: (1...Kb4? 2.Ld6:+!); 1...Kb6? 2.Lc7+!) 2.Ld6:! - die Mausefalle öffnet sich ... 2...Da8: die Maus beißt an ... 3.Lb8!! und die Falle schnappt zu! 3...Ka3(!) 4.Tc8 Ka2 und Weiß erobert leicht die Maus (pardon: Dame) z. B. nach 5.Kc4 Kb1(!) 6.Tc7! oder 5.Kc5 Kb-bel. 6.Td8 Kc2 7.Lc7!; 4...Ka4? wird mit 5.Kc4 K-bel. 6.L-bel.+ (oder 5.Kc5 Kb3(!) 6.Td8 und 7.Lc7) beantwortet, während nach 4...Kb3 5.Tc7! entscheidet. Nach 3...Db8:? folgt 4.Ta1+ K-bel. 5.Tb1+ und nach 3...Ka5 4.Kc5 Ka6: 5.Ta1+ Kb7 6.Ta7: ist Schwarz auch ratlos. Schließlich nützt auch 1...Ka6: nichts: 2.Ta7:+ Kb6 3.Tb1+ Kc6 4.Ta6+ Kd7 5.Ld6: usw.
9) 1.Ke1! h5 (droht 2.h4 patt) 2.h4! La2 3.Td1 (Ta1:? patt) Lb1 4.Kf1 La2 (4...Ta2? 5.Te1!) 5.Te1 Lb1 6.Kg1 La2 7.Tf1 Lb1 8.Kh1! La2 9.Tg1 Lb1 10.h3! La2 11.Kh2! und Weiß gewinnt (11...Tg1: 12.Kg1:), da 11...Lb1? an 12.Tg8 nebst Matt scheitert: Stufenbahnung des Königs für den Turm! Besonders witzig ist hier natürlich die Bewegung vom schwarzen König weg; 1...Ta2? 2.Tb1: Tb2: genügt nicht wegen 3.Tb2: Ka3 4.Tb3: Kb3: 5.Kd1! und Weiß gewinnt.
10) 1.se8! (droht 2.sg7+! sowie 2.Lf5! nebst Matt) 1...Kg6(!) 2.h5+ (nicht 2.f5+? tf5: 3.h5+ Kh5:!) 2...Th5: 3.f5+! Tf5: 4.g4! Te5 5.Lf5+! Tf5: 6.sg7!! und Schwarz kann sich aussuchen, auf welcher Seite er mattgesetzt werden möchte: 6...Th-bel. 7.gf5: matt oder 6...Tf-bel. 7.gh5: matt! Spaßiger Symmetrieaufbau mit der Pointe, daß ein Kleiner weißer Bauer die beiden schwarzen Türme besiegt; 1...Tf4: führt nach 2.sg7+! Kg6 3.Lf5+ und 4.h5+ (oder Zugumstellung) 5.g4! zur Hauptvariante. Die reizvolle Alternative 1.sf5?! Kg4! 2.se3+ Kf3 3.sf1: Tf2! scheitert knapp: 4.Lb7+ Kg4 5.se3+ Kg3:.
11) 1.Lb4! Tb3(!) 2.Td4 e5(!) 3.Lc2! Tb2(!) 4.Tc4 d5(!) 5.La3! Ta2 6.Tc3 d4 7.Lb1! Ta1 8.Tb3 mit vierfacher Echowendung: humoristisch erscheint hier also die positionelle Strategie mit (samt Anfangsstellung) fünfmaliger Wiederholung des Rechteckmusters; langfristig chancenlos wären die Versuche 6...e6 (z.B. 7.Lb1 Tg2 8.Tg3) oder 7...Tg2+ (z.B. 8.Kf3 Tg1 9.Tc1).
12) Hier werden die Echomotive ähnlich zur vorigen Aufgabe noch gesteigert durch beiderseitige Fesselungsmotive, Abzugsdrohung und allmähliche Verengung des Musters, Tempothematik ... also die subtilste Form des Endspielhumors, die sich nur denken lässt: 1.Lh5+! Ke1 2.Lh4 Kd2 3.Lg5 Lc5: 4.Kf2 Kd3 5.Lg6+ Te4+ 6.Kf3 Lc6 7.a4! Kd4 8.Lf6+ Te5+ 9.Kf4 Ld6 10.a5! Kd5 11.Lf7+ Te6+ 12.Kf5 Ld7 13.a6! Remis; auch nach 4...a5 5.Lg6 Ld3 usw. folgt Remis. Unter den mannigfaltigen Verführungen seien nur die wichtigsten angedeutet: 13.Lc3? Lc5 14.Le5 a6 15.Lg8 Lb4 16.Lc7 Kc6; nach 10.Lc2? gewinnt Schwarz recht subtil durch 10...a5! 11.Ld1 Ld5 12.Lg7 Lc4 13.Lf3 Lb3 14.Lc6 Ld5! (und nicht etwa durch 14...Kc5? 15.Le5: Kc6: 16.Ld6: Kd6: 17.Ke3 Remis!) 15.Le8 Le4(!) 16.Lf7 Lc2 17.Le8 Kd5 18.Lf7+ Te6+ und Gewinn. Auch 7.Lc1? verliert und zwar sogar nur nach 7...Kc2! (7...a5? reicht nicht: 8.a4! Kd4 9.Lb2+) 8.Lg5 La3:! 9.Le4:+ Le4:+ 10.Ke4: a5 11.Kd4 Kb3! - und hier keineswegs mittels 11...a4? mit dem hübschen Remisschluss 12.Kc4 Lf8 13.Lh6! Le7 14.Lg5!. Schließlich wird auch 1.se6? widerlegt: 1...Lc6+! 2.Kg1 Tg3+ 3.Kh2 Ld6 4.sd4+ Kf1! wegen 5.sc6: Te3+! Humorvolle Endspiele — Nr. 131 |

# 131: Humorvolle Endspiele.
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Hilmar Alquiros,
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